Chronik

Ochsendorf, Ortsteil der Stadt Königslutter am Elm
Chronik

Die 1. Chronik von Ochsendorf, die von Peter Birke zur 1200-Jahr-Feier erstellt wurde, ist neu digitalisiert worden und ist nun auch auf der Homepage des Kulturringes Ochsendorf e. V. zu finden.

die überarbeiteten Chroniken von Ochsendorf finden Sie für weitere Informationen unter dem Link
https://kulturring-ochsendorf.de/ des Kulturringes Ochsendorf e.V.  

  1200 Jahre Ochsendorf   

                                      

von Peter Birke - Stand: Oktober 2004



Der Ortsteil Ochsendorf der Stadt Königslutter ist im Rahmen der Gebiets- und Verwaltungsreform vom 1. März 1974, aus der bis dahin eigenständigen Gemeinde Ochsendorf entstanden. Die lange und bewegte Geschichte von Ochsendorf reicht bis in das Jahr 800 zurück. Die erste nachweisbare urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 997. Es ist aber nachvollziehbar, dass Ochsendorf um 800 nach Christi entstanden sein muss.
Da sich das Gründungsjahr nicht exakt feststellen lässt, die Historiker ebenfalls keine genauen Erkenntnisse liefern konnten, hat der Ortsrat das Gründungsdatum im Jahr 800 gesehen und festgelegt. Damit stand der 1200. Geburtstag im Jahr 2000 fest.
Der Ortsrat Ochsendorf hat den im Jahr 1998 gegründeten "Kulturring Ochsendorf e. V." die Planung und Ausrichtung der Geburtstagsfeier übertragen. Der Kulturring hat sich als zusätzliche Aufgabe zur Erstellung einer Chronik über die Geschichte von Ochsendorf verpflichtet. Auf Grundlage dieser Chronik stammt die nachfolgende geschichtliche Entwicklung von Ochsendorf.


Die Geschichte und Ochsendorf

Mit der Unterwerfung Widukinds im Jahre 785 endeten die Unruhen zwischen Franken und Sachsen. Als Abschluss der Sachsenmission feierte die Christenheit ein allgemeines Dankfest.
Zwei Brüder traten zu Ende des 8. Jahrhunderts in unserer Gegend als Verfechter des christlichen Glaubens auf. Der eine, Ludger, Bischof von Münster und später heilig gesprochen, wirkte auf Betreiben Karls des Großen mit an dem langen beschwerlichen Weg der neuen Lehre.
In Helmstedt erinnert ein im Jahr 1845 aufgestelltes eisernes Kreuz an den heiligen Ludger mit der Inschrift: „ Hier taufte der heilige Ludgerus im Jahre 798“.
Die aus karolingischer Zeit stammende Doppelkapelle im Paßhof des ehemaligen Ludgeriklosters ist in ihrem unteren Bauteil der Rest des von Ludger gegründeten Missionsoratoriums in Helmstedt und das älteste erhaltene kirchliche Bauwerk in unserer Heimat.
Zusammen mit Ludger arbeitete sein Bruder Hildegrim, der Bischof von Chalens – sur - Marne und Missionsbeauftragter für das Gebiet im Osten und Nordosten des Harzgebirges war. Dieser fränkische Bischof leitete in den ersten Jahren des 9. Jahrhunderts zuerst von Seligenstadt - Osterwiek, sehr bald aber von Halberstadt aus die Mission in diesem Bezirk und baute in Halberstadt den Dom als Bischofskirche.
Beim Tode Hildegrims übernahm sein Nachfolger, Bischof Thiatgrim, 35 solcher Missionsstützpunkte. Von diesen Urkirchen im Bistum Halberstadt lagen in unserer nächsten Umgebung : Meine, Wittingen, Bahrdorf, Schöningen, Schöppenstedt, Lucklum, Räbke, Watenstedt und Ochsendorf.
Alle diese Urkirchen sind um die Jahrhundertwende von Bischof Hildegrim gegründet worden und dem heiligen Stephanus geweiht.

Da aber Ochsendorf vor dem Tode von Bischof Hildegrim ( gestorben 827 ) als eines der ersten Dörfer zum Ort erster Ordnung des bischöflichen Sprengels erhoben wurde, liegt das vermutliche Gründungsjahr von Ochsendorf um ca. 800 nach Chr. Aus dieser Zeit stammen die ersten Hinweise auf eine Kirche in Ochsendorf.
Der Ort Ochsendorf hatte neben der Kirche auch einen Gerichtssitz und war somit ein Archidiakonat. Zur Ochsendorfer Pfarre gehörten unter anderem auch die Orte Rhode, Rottorf und Rennau. Heute gehören zum Kirchspiel Ochsendorf die Kirchgemeinden Beienrode, Klein Steimke und Uhry.


Die weitere Entwicklung von Ochsendorf

Ochsendorf wurde entsprechend der Besitzteilung von 1267 dem Fürstentum Braunschweig zugeschlagen. Bis zu diesem Zeitpunkt gehörte Ochsendorf zum Besitz der Welfen.
1309 wurde der Landstreifen, zu dem auch Ochsendorf gehörte, von den Markgrafen von Brandenburg und Otto dem Strengen von Lüneburg, Heinrich dem Wunderlichen von Braunschweig abgenommen. Der Hasenwinkel, zu dem Ochsendorf gehörte, wurde Otto von Lüneburg zugeteilt.
Ab 1388 bis zur erneuten welfischen Teilung im Jahr 1428 gehörte Ochsendorf wieder zur braunschweigischen Linie. Danach erfolgte die endgültige Zuordnung zum Fürstentum Lüneburg.
1489 soll Ochsendorf ein recht grosser Ort von 25 Stellen gewesen sein. Nach Luthers Thesenanschlag an die Tür der Schloßkirche zu Wittenberg vollzog sich auch in der Ochsendorfer Kirche ein Wandel. Mit der Zustimmung der welfischen Fürsten zog ein lutherischer Pastor in Ochsendorf ein.
1539 wurde der Hasenwinkel der Abfindung an Herzog Franz beigelegt und bildete bis 1549 einen Teil der Sekundogenitur Gifhorn.  Nach dem Tod von Herzog Franz ging der Hasenwinkel zusammen mit Fallersleben als Leibgeding an seine Witwe Klara über.
Außer von 1810 bis 1813, in dieser Zeit des Königreichs Westfalen dem Canton Weferlingen zugeordnet, gehörte Ochsendorf zu der Gohgräfschaft Hasenwinkel.
Zum Amt Fallersleben mit der Gohgräfschaft Hasenwinkel gehörten um 1850 die Dörfer Ahmstorf, Almke, Beienrode, Heiligendorf, Neindorf, Ochsendorf, Rennau, Rhode, Rottorf, Klein Steimke und Uhry.
1867 - 1885 bildeten die Ämter Gifhorn , Fallersleben, Isernhagen und Meinersen die Kreishauptmannschaft Gifhorn, aus der bei der Einführung der preußischen Kreisverfassung am 1.4.1885 die Kreise Gifhorn und Isernhagen entstanden.
1932, nach erfolgter Kreisreform, wurden die Kreise Gifhorn und Isernhagen zum Kreis Gifhorn zusammengelegt ( ab 1.4.1933 ).
Bis 1892 / 93 war Ochsendorf ein reines Bauerndorf. In der Branntweinbrennerei auf dem heutigen Grundstück des Landwirtes Passeier wurde der berühmte „Ochsendorfer“ destilliert. Auch den „Dorfkrug“ fand man früher an dieser Stelle.
Nach den erfolgreichen Versuchsbohrungen 1882 in der Ochsendorfer Gemarkung nach Kalisalz durch die Gewerkschaft Beienrode und nach den abgeschlossenen Bergwerksverträgen ergab sich für Ochsendorf ein großer Aufschwung. Die Gewerkschaft, mit der Gewinnung von Kalidüngesalz, Chlorkalium und schwefelsauren Kali befasst, beschäftigte im Jahr 1908 ca. 500 Arbeiter. Im Jahr 1923 waren es 845 Beamte und Arbeiter. Ein großer Teil der Beschäftigten kam aus Ochsendorf.

Beitrag von Peter Birke, Ochsendorf für das Kreisbuch 2001 – Landkreis Helmstedt

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